Lifestyle | 11. Mai 2021 | Daniel Adler
Die „Lieblings“-Boutique Schwetzingen
Besondere Lieblingskleider statt quirliger Grundschüler
Wie kommt eine 30-jährige Grundschullehrerin denn zu einer eigenen Modeboutique? „War dir das Lehrersein etwa zu langweilig“? fragen wir Aline Grotelüschen von der Schwetzinger Boutique „Lieblings“.
Sie erzählt uns, dass sie ihr Studium zwar ordnungsgemäß beendet hat, aber trotzdem direkt danach voller Überzeugung in die Selbständigkeit gehüpft ist.
Ich wollte mein eigenes Ding machen.
lacht sie.
Wenn es schief gehen sollte, dann kann ich immer noch Lehrerin werden.
Durch die Mitarbeit in der „Lieblings“-Boutique ihrer Mutter Heike Bentzinger und deren Freundin Annegret Haun in Mannheim hatte sie bereits alle Bereiche des Boutique-Management gesehen und auch das Marketing dort komplett übernommen. Nach ein bisschen Abwägen war daher nach Ende des Studiums klar: Boutiquemachen ist das, was sie wirklich will!
Denn Mode, das ist für Aline ein Spiel. Mit Mode kann man seine Komfortzone immer wieder verlassen, kann sich ständig neu erfinden. Mode beeinflusst das Wohlbefinden, in ihr kann man kreativ sein und seine Ideen ungezügelt umsetzen.
Also startete die zweite „Lieblings“-Boutique in Schwetzingen 2017. Die weibliche Kundschaft verliebt sich hier seitdem jede Woche in neue Lieblingsteile. Die heißen Stücke sind rar: Von jedem Teil sind immer nur fünf oder sechs verfügbar. Wenn sie weg sind, dann ist Platz für neues. Sehr clever, finden wir. Denn dadurch muss man seiner „Lieblings“-Boutique einfach häufiger einen Besuch abstatten. Diesen Schritt hat sie trotz der aktuell widrigen Umstände auch nie bereut.
Sein eigener Chef zu sein, das würde ich jedem empfehlen! Man sollte den Mut zu haben, sich etwas eigenes Aufzubauen, weil es nichts schöneres gibt als jeden Morgen aufzustehen und zu wissen, für wen man es tut – und gleichzeitig den Kunden noch ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Dabei unterstützen sie vor allem ihre Mutter und deren Freundin, die die „Lieblings“ Boutique in Mannheim Feudenheim bereits 2011 eröffneten. Obwohl sie unabhängig voneinander wirtschaften, kaufen die drei Ladies gemeinsam ein und helfen sich gegenseitig. Entscheidungen werden immer im Team gefällt.
Jeder von uns kann seine Stärken so gewinnbringend für alle einsetzen. Ich kümmere mich gern um das Marketing, meine Mama hat besonders viel Erfahrung im Einkauf, und Annegret beherrscht die Buchhaltung,
erzählt uns Aline.
Aber gibt es nicht schon genügend Boutiquen? Wieso suchen sich Kundinnen gerade die „Lieblings“-Boutique aus, um sich neu einzukleiden? Hier gibt es 65 Quadratmeter voller Lieblingsteile in entspannter Atmosphäre, ständig neu und immer aufregend speziell.
Huch, hier sieht es ja schon wieder anders aus!
hört Aline oft von Kundinnen. Eigentlich sieht die Fläche fast jeden Tag anders aus. Und auf dieser kleinen Fläche findet eine große Gruppen Frauen eine ganze Menge Freude:
Es könnte sogar eine Oma mit ihrer Enkelin zum Einkleiden kommen-unser Sortiment reicht von Mode für 20-jährige bis ins Rentenalter.
Und das alles bei persönlicher und individueller Beratung. An der Kasse rutscht mir auch ein kleines: „Aaach warte, da, diese tollen Ohrringe … hab ich ja gar nicht gesehen“ raus.
Was noch anders ist, ist die Tatsache, dass man sich hier ein komplettes Outfit zusammenstellen kann, ohne sich gleich zu verschulden. Nach Farben sortiert und zu Outfitideen zusammengestellt glänzen und locken die teils aus Dänemark und Schweden, aber auch aus den Niederlanden, Deutschland und Italien stammenden Lieblingsteile. Im Laden sind aber natürlich auch regionale Brands wie z.B. Goldgarn Jeans zu bekommen. Die Kleidungsstücke sind „ready-to wear“ und dennoch modisch. Ein Sortiment, wie es so nicht an jeder Ecke zu haben ist. Wo die „Lieblings“-Crew die heiße Ware findet?
Wir fahren normalerweise zum Beispiel immer zu dritt auf Messen wie die Fashionweek in Berlin und schauen, ob wir neue Brands entdecken. Natürlich bleiben wir aber am liebsten lange bei unseren gewählten Lieferanten.
Sollte da aber einer nicht mehr kompatibel sein, dann nehmen die drei Ladies schon auch mal eine neue, andere Marke mit auf. Wie muss Mode denn sein um es in die „Lieblings“-Boutique zu schaffen?
Es muss aufgrund unserer kleinen Fläche auf jeden Fall verkäuflich sein. Cool von der Aussage her.
Und meistens probieren sie die Stücke auch selbst an, bevor es ein Teil in die Auswahl schafft. Gefallen muss es dafür allen dreien. Statt Kindern Deutsch beizubringen macht Aline also heute jeden Tag Frauen glücklich.
Wenn die Kunden sagen, das ist mein absolutes Lieblingsteil, das mag ich gar nicht mehr ausziehen,
dann freut sie sich am meisten über ihre Entscheidung.
Wir fragen sie, ob sie Angst hat, dass Corona ihrer LIEBLINGS-Boutique „das Aus“ bescheren könnte. Sie beurteilt die Lage trotz aller Herausforderungen zuversichtlich.
Ich hoffe wir können bald mal wieder zu Dir in den Laden und der schönsten Nebensache der Welt nachgehen
hat eine Kundin erst kürzlich zu ihr gesagt. Aline weiß: Ihre Kundinnen brauchen Sie!
Und sie sind richtig „Lieblings“-hungrig, wenn es wieder losgeht. Und bis dahin? Der jetzt aufgestellte Online-Handel und die Kommunikation über Social Media tragen die „LIEBLINGS“ Boutique über die Lockdownzeit. Sie macht stark, diese Zeit, findet Aline.
Der Zusammenhalt im Team ist sogar noch besser geworden. Man wächst einfach noch mehr zusammen. Man merkt, dass man stärker wird, dass einen so schnell nichts mehr umhauen kann.
Das haben wir doch schon von mehreren Betroffenen Einzelhändlern, Künstlern und Gastronomen gehört, die sich durchkämpfen und die Herausforderung annehmen: Man wächst mit seinen Herausforderungen. Und am Ende wird alles wieder gut! Vermutlich sogar noch besser!
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