Kultur | 12. Dezember 2021 | Daniel Adler

Tierisch gut versorgt!

Der Futteranker e.V.

Der „Futteranker“ in Mannheim Neckarau ist die einzige Tiertafel in der Rhein-Neckar-Region. Für viele Bedürftige ist der Verein eine wichtige Anlaufstelle, um ihre Haustiere artgerecht versorgen zu können. Quadratestadt hat mit der Vorsitzenden und Gründerin des Vereins, Annette Elm, über ihre Arbeit gesprochen.

Die Vorweihnachtszeit hat begonnen und damit auch die große Jagd der Menschen auf das perfekte Weihnachtsgeschenk. Der Instagram-Account des Vereins Futteranker e.V. mahnt in diesen Tagen in seinem Feed, was nicht unter dem Weihnachtsbaum liegen sollte: Ein tierischer Freund. Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins wissen, wovon sie sprechen. Gerade in der Coronapandemie sind Haustiere beliebt. Homeoffice und Lockdown verführen dazu, über einen tierischen Mitbewohner nachzudenken.

„Die Leute denken sich dann: Jetzt bin ich viel Zuhause und habe die Zeit: Dann leg ich mir einen Hund oder ein Kätzchen zu“

erzählt Annette Elm. Seit Pandemiebeginn sei die Zahl der Tieranschaffungen erheblich gestiegen, bestätigt sie im Gespräch mit unserem Magazin.

Das Problem: Nicht jeder ist der Verantwortung, die ein Haustier mit sich bringt, gewachsen – Persönlich, zeitlich oder eben finanziell. Tierbesitzern, die in eine finanzielle Notlage geraten sind, will der Verein Futteranker e.V. unter die Arme greifen. So soll verhindert werden, dass Tiere aufgrund der Bedürftigkeit ihres Halters nicht mehr artgerecht versorgt werden können. Für die Unterstützung mit Futter können betroffene Personen alle zwei Wochen zu Futterausgaben in den Räumlichkeiten des Vereins in Mannheim Neckarau kommen. Auch Spezialfutter besorgt der Verein für die Bedürfnisse von alten und kranken Tieren.

Um vom Angebot des Vereins Gebrauch machen zu können, müssen die Tierhalter ihre Bedürftigkeit nachweisen. Auch, dass sie zum Zeitpunkt der Anschaffung ihres Tiers noch nicht bedürftig waren, wird überprüft. Menschen, die sich bereits in einer bedürftigen Lage befinden und sich zu diesem Zeitpunkt für ein Haustier entscheiden, werden nicht unterstützt. Da bleibt der Verein hart, erklärt Annette Elm:

„Als Verein müssen wir klar sagen: Das können wir nicht unterstützen. Trotzdem ist es ein schmaler Grat, wem man Hilfe zusagt und wem nicht. Das ist oft sehr schwer. Aber wer schon lange Sozialgelder bezieht und sich dann ein Tier zulegt – da können wir keine Hilfe leisten.“

Neben der Bedürftigkeit der Halter überprüft der Verein auch die Tiere:

„Hunde müssen die Leute regelmäßig vorbeibringen. Wir müssen sicherstellen, dass über Nacht aus dem Yorki kein Schäferhund geworden ist. Von Katzen lassen wir uns Bilder zeigen. Außerdem machen wir Hausbesuche: Um zu sehen, ob es den Tieren auch gut geht.“

Im Gespräch erklärt die Vorsitzende und Gründerin, dass viele Menschen vergessen, dass Futter der kleinste Part der Tierhaltung ist. Denn wenn Tiere erkranken oder älter werden, kommen auf die Halter zusätzliche Kosten zu. Neben der durch Spenden finanzierten Futterausgabe organisiert der Futteranker deshalb auch Tierarztpatenschaften und Patenschaften für Haustierbetreuungen in Notfällen. Bei einer Betreuungspatenschaft erklärt sich eine Person bereit, ein Tier temporär aufzunehmen. So kann das Tier untergebracht werden, beispielsweise, wenn Herrchen oder Frauchen krank werden. Bei einer Tierarztpatenschaft unterstützt man wiederum die medizinische Versorgung eines Tiers durch monatliche Spenden.

Über Unterstützung freut sich der Verein immer, so die Vereinsvorsitzende:

„Betreuungs- und Tierarztpatenschaften sind sehr wertvoll. Wer ein krankes Tier unterstützen will, kann selbst den monatlichen Betrag dafür festlegen. Bei den Futterspenden freitags oder mittwochs kann auch direkt Futter vorbeigebracht werden. Spezialfutter besorgen wir selbst von den Geldspenden.“

Annette Elm brennt für ihr Ehrenamt – das wird im Gespräch deutlich. Auf die Frage, welchen Teil der Vereinsarbeit sie als besonders bereichernd empfindet, erklärt sie:

„Die Dankbarkeit der Leute und wenn die Hunde fröhlich mit den Schwänzen wedeln. Wenn die Hunde in unsere Räumlichkeiten kommen, sind sie gleich entspannt und freudig. Sie wissen: Bei uns gibt’s was Gutes. Mir selbst gibt die Arbeit beim Futteranker tiefe innere Befriedigung. Ich tue den Tieren etwas Gutes und den Menschen dahinter ist auch geholfen.“

Der Verein Futteranker e.V. freut sich über aktive Unterstützung und Spenden, um Tieren in der Metropolregion eine artgerechte Versorgung zu ermöglichen. Seine Arbeit geht immerhin weit über die Stadtgrenzen hinaus: Die Menschen, die von der Vereinsarbeit Gebrauch machen, kommen aus Teilen von Rheinland-Pfalz, wie beispielsweise Worms, aber auch aus Schwetzingen oder dem hessischen Waldmichelbach.

Mit dem Kauf eines Quadratestadt-Kalenders wird außerdem jeweils ein Euro an den Verein gespendet. Und damit ist schon viel getan, erklärt die Vorsitzende:

„Wir freuen uns über die Spendenaktion des Quadratestadt-Kalenders. Schon mit einem Euro kann man einen Hund am Tag versorgen.“

Wer also in dieser Weihnachtszeit Tieren etwas Gutes tun möchte, legt keinen Welpen unter den Weihnachtsbaum, sondern wird Tierpate und gewinnt auf diesem Weg einen neuen Freund.

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